WorryFree Computers   »   [go: up one dir, main page]

Zum Inhalt springen

Elektrische Milchaufschäumer im Test Gerührt, nicht geschüttelt

Zu einem guten Kaffee gehört für viele eine Portion Milchschaum. Unser Experte hat Geräte getestet, die versprechen, den auf Knopfdruck zu liefern. Dabei hat er auch vegane Milchalternativen untersucht.
Caffé Latte: die Milch macht’s – und die Temperatur

Caffé Latte: die Milch macht’s – und die Temperatur

Foto: Boy_Anupong / Getty Images

Wer gern Cappuccino, Café au Lait, Latte macchiato oder Chai trinkt, weiß cremig-festen Milchschaum zu schätzen. Dafür gibt es neben dem Goldstandard – die auch Dampflanzen genannten Schäumdüsen der Kaffeevollautomaten – diverse manuelle und batteriebetriebene Hilfsmittel. Doch in den siebten Schaumhimmel führen vor allem elektrische Milchaufschäumer, die Milch oder deren vegane Alternativen während des Schlagens erhitzen. Wir haben drei typische Vertreter dieser Gattung um die Wette quirlen lassen: Einen einteiligen Schaumschläger und zwei, mit abnehmbarer Kanne – sowohl mit Heizplatte als auch Induktion.

Design Milk and Chocolate Advanced

Foto: Gastroback

Mit einer Höhe von 26 Zentimetern ist dieser Edelstahl-Schäumer der mit Abstand größte im Test. Das XL-Format dürfte der Induktionstechnik geschuldet sein. Mit deren Hilfe wird die Milch während des Quirlens rasch und ohne am Boden der separaten Mixkanne anzubrennen, auf Idealtemperatur gebracht. Die liegt zwischen 55 und 65 °C, wobei fettarme Milch bei niedrigen Temperaturen am besten aufschäumt, Vollmilch mit 3,5 Prozent Fett es gern etwas wärmer mag. Dabei lohnt es sich, die Milch bis zum Aufschäumen zu kühlen. So wird der Prozess verlängert, das Ergebnis verbessert. Vorsicht: ab 70 °C verändern sich Eiweiß und Milchzucker. Das schadet nicht nur der Schaumigkeit, sondern auch dem Geschmack. Weil sie schwer zu regeln ist, ist Hitze deshalb auch das Hauptproblem manueller Schaumkännchen, in denen die Milch ohne Temperaturanzeige auf dem Herd erwärmt wird.

Wie die meisten zweiteiligen Systeme beherrscht auch der Gastroback neben der Temperaturregelung – im Milchschaummodus haben wir 66 °C gemessen – auch die vier Basisdisziplinen. Er kann heißen, feinporigen Milchschaum herstellen, auf 67 °C erhitzte Milch ohne Bläschen, kalten Milchschaum für Frappé oder aromatisierte Dessert-Schäumchen sowie heiße Schokolade mit einem Berg von süßem Schaum. Letztere lässt sich auch aus grob gehackter Tafelschokolade herstellen. Dafür steckt man ein mitgeliefertes Edelstahlschutzkörbchen über den Quirl. Das Ergebnis schmeckt himmlisch. Die versprochenen 77 °C werden dabei allerdings nicht erreicht, unser Thermometer zeigte maximal 67 °C.

Besser als bloß Kakao: Heiße Schokolade aus gehackter Tafelschokolade Besser als bloß Kakao: Heiße Schokolade aus gehackter Tafelschokolade

Besser als bloß Kakao: Heiße Schokolade aus gehackter Tafelschokolade

Foto: Peter Wagner

Der Gastroback ist der schnellste Hitzkopf im Testfeld. Kein Wunder, erwärmt er die Milch doch mittels Induktion. Eine Beschriftung in der Kanne zeigt gut lesbar die maximale Milchmenge zum Aufschäumen an: 300 ml. Das reicht für zwei bis drei Cappuccinos. Die bringt er in zwei Minuten und 15 Sekunden von Kühlschranktemperatur auf 66 °C. Die doppelte Menge erhitzt er in knapp drei Minuten zu einem Kännchen heißer Milch. Auch beim Kaltschäumen ist er von der schnellen Sorte, schlägt 300 ml in 2.05 Minuten zu Frappé-Schaum.

Die Stopptaste leuchtet dauerhaft als Stand-by-Anzeige, was zwar wenig, aber auf jeden Fall völlig überflüssig Strom frisst. Die Betriebsanleitung sagt dazu lapidar: »Ziehen Sie den Netzstecker aus der Steckdose, wenn Sie das Gerät nicht mehr brauchen«. Bei unseren Tests hängte sich der Gastroback nach stundenlangem Stand-by-Modus denn auch mehrfach auf und ließ sich erst wieder benutzen, nachdem wir ihn von der Steckdose getrennt hatten. Eine Einschalttaste hätte das Energiemanagement nachhaltiger und weniger nervig gemacht – und dem Hersteller wohl nicht mehr als 50 Cent Materialkosten verursacht.

Was ist das? Ein im Vergleich sehr großer, aber auch sehr effizienter Milchaufschäumer für alle erdenklichen Schaumträume.

Wer braucht das? Wer den Platz hat und in der Hobbyküche vielleicht auch mal ein herzhaft aromatisiertes Schäumchen wagen will.

Was kostet das? UVP 139,99; Straßenpreis ca. 99 Euro

Caso Crema & Choco Inox

Foto: Caso

Der Caso-Schaumschläger ist mit Edelstahlkanne, magnetischem Kunststoffquirl und einfacher Heizplattenerwärmung ein typischer Vertreter des Mittelpreissegments. Mit der Select-Taste lassen sich die vier Grundfunktionen (siehe Gastroback) abrufen und starten. Die entnehmbare Kanne schäumt maximal 250 ml Milch auf, was dem Füllstand der gut lesbaren MAX-Markierung entspricht. Sicherheitshalber sollte man aber lieber etwas weniger einfüllen. Bei exakt 250 ml trat bei unseren Tests mehrfach Milch aus dem abnehmbaren Plastikdeckel aus und verbrannte auf der heißen Heizplatte. Solche Flecken sind nur mit Stahlwolle zu beseitigen.

Ansonsten ist die Reinigung von Kanne und Quirl, der auf einen Dorn im Boden gesteckt wird, kinderleicht: Fließendes Wasser und ein paar Tropfen Spülmittel reichen aus. Bauartbedingt arbeitet die Heizplatte des Caso deutlich langsamer als ein Induktionssystem. Für 250 ml Milch stoppten wir 4.30 Minuten bis zur Maximaltemperatur von 67 °C. Die Zubereitung von 350 ml kaltem Frappé erledigte das Gerät binnen zwei Minuten.

Alle drei Schäumer haben wir nicht nur mit Kuhmilch, sondern auch mit diversen veganen Milchersatzprodukten getestet. Dabei erzeugten weder der Caso noch die beiden anderen aus Mandelmilch auch nur einen Millimeter Schaum. Das geht auf Mandelbasis ausschließlich mit den »Barista«-Varianten, die wegen des geringen Proteingehaltes der Mandeln weitaus mehr Zusatzstoffe mitbringen als zum Beispiel Soja- oder Hafermilch: Maltodextrin, Gellan, Lecithin, Dikaliumphosphat und andere Säureregulatoren. Den besten tierfreien Schaum erzeugten Gastroback und mit einigen Abstrichen Caso und Senseo mit Barista-Hafermilch, der etwas Soja, Sonnenblumenöl und Salz zugesetzt wird und die kühlschrankkalt verarbeitet werden sollte. Wer seinen Kaffee ungesüßt trinkt, könnte sich an dem schmeckbar hohen Eigenzuckeranteil des Hafers stören.

Bei der Zubereitung von Trinkschokolade nervt das nicht, hier dominiert im Zweifelsfall die Süße der verwendeten Schokosorte. Der dafür nötige zweite Quirlaufsatz lässt sich bequem in einer magnetischen Aussparung im Boden des Heizsockels aufbewahren – eine clevere Lösung für solch kleine Anbauteilchen, die im allgemeinen Küchenchaos sonst schnell verloren gehen.

Mit grob gehackter Tafelschokolade kommt der Caso nicht so gut zurecht wie der Gastroback. Es empfiehlt sich, die Schoki vorher auf einer scharfen Reibe fein zu raspeln. Binnen 4.30 Minuten bereitet das Gerät dann aus kühlschankkalter Milch und Schokoraspeln einen homogenen, sehr feinen und mit 77 °C auch etwas heißeren, aber weitgehend schaumfreien Kakao zu. Die hohe Temperatur führt leider zu hartnäckigen braunen Schmutzresten auf dem Boden der Kannen, für deren Beseitigung eine normale Spülbürste nicht ausreicht.

Am Ende stört beim Caso neben dem Fehlen eines Ein/Aus-Schalters und den doch recht langen Schäum- und Erhitzungszeiten so gut wie nichts, solange man magere H-Milch verwendet. Der Schaum hat nicht so einen langen Stand wie beim Gastroback und macht bei Barista-Hafermilch auch nur ein Drittel des Schäumergebnisses aus – der Rest ist heiße Milch (siehe Foto).

Was ist das? Ein brauchbarer, recht langsamer Milchaufschäumer mit Heizplatte, der preislich im Mittelfeld liegt.

Wer braucht das? Für Intensiv-Schäumende zu langsam und zu klein, für den gelegentlichen Gebrauch aber keine schlechte Wahl.

Was kostet das? 69,99 Euro

Philips Senseo Milk Twister

Foto: Philips

Auch wenn Barista-Puristen bei dieser Aussage die Stirn in Falten legen: Für den gemütlichen Morgenkaffee-Hausgebrauch hielten wir den Senseo-Schäumer, bei dem Kanne und Heizung untrennbar miteinander verbunden sind, lange Zeit für vollkommen ausreichend. Wobei Geräte mit getrennter Kanne natürlich wesentlich leichter zu reinigen sind.

Der Senseo fordert allerdings eine Aufmerksamkeit, die man gleich nach dem Aufstehen nicht immer hat. Die maximale Milchmenge, die mit einem Eichstrich im Inneren des kabellosen, antihaftbeschichteten Heiz- und Schaumschläger-Bechers angezeichnet ist, sollte man unbedingt eher unter- als überschreiten. Ein Schwups zu viel, und schon führt die Volumenvermehrung während der Schaumwerdung zu einer üblen Sauerei in der Küche. Gier bestraft er gnadenlos mit Überkochen.

Ansonsten schäumt er wie fast alle Geräte dieser Art am besten eiskalte H-Milch mit möglichst geringem Fettanteil und mindestens 3,3 Prozent Eiweißgehalt auf. Schließlich sind es die Proteinmoleküle, die sich beim Schäumen mit der Luft zu kurzzeitig stabilen Bläschen verbinden und den perfekten Milchschaum formen. Alternativ funktioniert das auch mit Frischmilch, die aber nicht älter als zwei Tage sein sollte. Problemlos arbeitet das Gerät auch mit veganen Alternativen aus Hafer, Soja oder (mit erheblichen Abstrichen) Mandel. Auch hier sollte man die mit »Barista« gekennzeichneten Sorten bevorzugen. Eine Füllung des Philips Senseo reicht locker für zwei schöne Portionen Cappuccino oder Café au Lait, aber ebenso für einen stattlichen Single-Latte oder einen großen Chai.

Konstruktionsbedingt fallen beim Vergleich mit den Systemen mit getrennter Milchkanne die Nachteile des Senseo ins Auge: Der Eichstrich für die maximale Füllmenge ist bei diffusem Licht kaum erkennbar, was zu Überbefüllung mitsamt den beschriebenen Problemen führen kann. Der magnetisch betriebene Quirlaufsatz ist fest mit dem Deckel verbunden, beim Abziehen tropfen stets Schaumreste herab. Man sollte ihn also erst über dem Waschbecken öffnen. Beim Ausgießen des Schaums ist die glatte Becherkante nicht ideal, das geht mit dem Ausguss der getrennten Kannen besser. Das gilt auch für die rasche Zubereitung einer zweiten Portion, wenn zum Beispiel vier Cappuccino gebraucht werden. Den Senseo muss man dafür erst mit kaltem Wasser abkühlen, ein heißer Becher blockiert die Startautomatik.

Mit all dem kann man sich arrangieren. Nicht jedoch mit den Problemen, die bei unserem Senseo nach längerer Benutzungszeit auftraten: Irgendwann ratterte der Quirlaufsatz lautstark, was sich nur abstellen ließ, indem wir eine Konservendose auf den Deckel stellten. Schlimmer ist die Kurzlebigkeit der Antihaftbeschichtung. Selbst wenn ausschließlich weiches Plastikbesteck zum Entleeren benutzt wird und man das Gerät nur mit etwas Spülmittel reinigt, kann die Beschichtung nach und nach abbröckeln.

Und so was will man mit dem Morgenschaum nicht trinken.

Was ist das? Ein handlicher und praktischer, allerdings nicht unbedingt langlebiger Milchschäumer.

Wer braucht das? Jeder, der ein schickes, gut funktionierendes und nicht zu großes Gerät zum gelegentlichen Aufschäumen sucht.

Was kostet das? UVP 79,99; Straßenpreis ca. 60 Euro.