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Reaktionen nach Hubschrauberabsturz in Iran Polens Präsident kondoliert zum Tod Raisis und gerät in die Kritik

Ein Kondolenzschreiben aus Polen nach dem Hubschrauberabsturz in Iran sorgt für Empörung. Auch die Reaktion der EU gefällt nicht jedem. Kremlchef Putin indes würdigt den verunglückten Raisi als wahren Freund Russlands.
Ebrahim Raisi am Sonntag, wenige Stunden vor dem Absturz

Ebrahim Raisi am Sonntag, wenige Stunden vor dem Absturz

Foto: EPA

Der polnische Präsident Andrzej Duda steht in der Kritik, nachdem er in einem Kondolenzschreiben zum Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi eine Parallele zum Flugzeugunglück von Smolensk gezogen hat. Er sei tief berührt vom Tod Raisis bei einem Hubschrauberabsturz, schrieb Duda auf der Plattform X.

Nur wenige Nationen hätten solche tragischen Seiten in ihren Geschichtsbüchern. »Aber wir Polen, die wir 2010 vom Absturz des polnischen Regierungsflugzeugs bei Smolensk in Russland betroffen waren, kennen das Gefühl des Schocks und der Leere, das in den Herzen der Menschen und im Staat nach dem plötzlichen Verlust der politischen und gesellschaftlichen Elite, nach dem plötzlichen Verlust von geliebten Menschen und Freunden zurückbleibt.«

Beim Absturz der polnischen Regierungsmaschine am 10. April 2010 beim Landeanflug auf das russische Smolensk waren alle 96 Menschen an Bord ums Leben gekommen, darunter auch der damalige Präsident Lech Kaczynski. Sie waren unterwegs zu einer Gedenkfeier für die Opfer der Massaker von Katyn. Dort hatten 1940 Angehörige des sowjetischen Geheimdienstes NKWD Tausende polnische Offiziere ermordet.

Viele Polen nahmen Anstoß daran, dass Duda die Trauer nach dem Tod Raisis, der in seiner früheren Funktion als Staatsanwalt im Jahr 1988 für Tausende Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich war, mit der Trauer um Kaczyński gleichsetzte.

»Duda beweint einen Verbrecher und Verbündeten Putins«, kritisierte ein Nutzer und postete dazu ein Bild aus Iran, das öffentliche Hinrichtungen durch Erhängen an Baukränen zeigt.

Er verstehe, dass Duda als Staatsoberhaupt sein Beileid ausdrücken müsse, kommentierte Bartosz Wielinski, Chefredakteur der Zeitung »Gazeta Wyborcza«. Der Verweis auf Smolensk sei aber »zutiefst unangemessen«. Andere forderten Duda auf, seinen Beileid-Post zu löschen.

Zuvor hatte bereits die Europäische Kommission wegen ihrer Reaktion auf den Hubschrauberabsturz in Iran für Irritation gesorgt. Die Brüsseler Behörde hatte auf Bitte Irans ein Satelliten-Ortungssystem aktiviert, das bei der Suche nach dem verschollenen Hubschrauber helfen sollte. Dafür erntete EU-Kommissar Janez Lenarčič, zuständig für Krisenfälle, deutliche Kritik. Ex-Grünenpolitiker Volker Beck, mittlerweile Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, mutmaßte etwa, Hilfe bei der Suche nach dem iranischen Helikopter könnte Unterstützung einer ausländischen Terrororganisation gleichkommen.

Noch weiter ging Osteuropa-Experte Sergej Sumlenny. Er behauptete, das Hilfsangebot der EU sei in etwa so, als ob die Alliierten nach dem Attentat auf Adolf Hitler dem nationalsozialistischen Deutschland Hilfe angeboten hätten.

Unmissverständlich war hingegen die Reaktion Moskaus. Kremlchef Wladimir Putin würdigte den verunglückten iranischen Präsidenten als einen herausragenden Politiker und wahren Freund Russlands. »Er wurde von seinen Landsleuten zu Recht hochgeachtet und genoss im Ausland großes Ansehen«, hieß es in einem Beileidsschreiben Putins an den iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei.

»Als wahrer Freund Russlands leistete er einen unschätzbaren persönlichen Beitrag zur Entwicklung der gutnachbarlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern und unternahm große Anstrengungen, um sie auf die Ebene einer strategischen Partnerschaft zu bringen.«

Die Beziehungen zwischen Teheran und Moskau sind traditionell eng. Putin sieht Teheran als Schlüsselpartner in seinem Streben nach einer Weltordnung ohne Dominanz der USA. Er schätzt besonders die iranische Unterstützung beim Angriffskrieg gegen die Ukraine. Raisi und Putin hatten immer wieder Kontakt miteinander.

Die iranische Exilopposition wertet den Tod Raisis gänzlich anders. Die Präsidentin des oppositionellen Nationalen Widerstandsrats, Maryam Rajawi, sprach von einem »enormen und irreparablen Schlag für den obersten Führer der Mullahs, Ali Khamenei, und das gesamte für seine Exekutionen und Massaker bekannte Regime«.

Weitere Reaktionen im Überblick

Uno: Der Sicherheitsrat hielt eine Schweigeminute im Gedenken an Raisi und seine Begleiter ab.

EU: »Die EU drückt ihr aufrichtiges Beileid zum Tod von Präsident Raisi und Außenminister Abdollahian sowie weiteren Mitgliedern ihrer Delegation und der Besatzung bei einem Hubschrauberabsturz aus«, erklärte Ratspräsident Charles Michel. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einem »tragischen Hubschrauberunglück«.

Nato: »Unser Beileid an das iranische Volk zum Tod von Präsident Raisi, Außenminister Amirabdollahian und anderen, die bei dem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen sind.«

Chinas Präsident Xi Jinping: »Der tragische Tod ist ein großer Verlust für das iranische Volk, und das chinesische Volk hat einen guten Freund verloren.«

Radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas: »Wir teilen die Trauer und den Schmerz des iranischen Brudervolkes.«

Türkischer Präsident Recep Tayyip Erdoğan: »Ich bete für die Gnade Gottes für meinen lieben Kollegen und Bruder.«

wal/dpa/AFP